Der Workshop zielt darauf ab, verschiedene Rechtfertigungen für die Wiedergutmachung von vergangenem Unrecht zu untersuchen. Es soll analysiert werden, wie die Supersession-These kritisch rekonstruiert, auf empirische Fälle angewendet und welche weiteren Kritikpunkte daran gefunden werden könnte. Der Workshop beschränkt sich jedoch nicht auf die Diskussion der Supersession, sondern stellt auch die Frage, welche „Sprache“ in der Diskussion um Gerechtigkeit verwendet werden soll. Sollte der Fokus auf der zukünftigen Verteilungsgerechtigkeit liegen? Führen Ansprüche, die auf "historischem Unrecht" beruhen, zu starken Ansprüchen in der Gegenwart? Oder ist die Sprache des "historischen Unrechts" zu rückwärtsgewandt? Hat die Tatsache, dass ein Unrecht in der Vergangenheit stattgefunden hat, eine unabhängige normative Relevanz oder hat es nur dann normative Relevanz, wenn seine Folgen in der Gegenwart fortbestehen? Führt die bloße Tatsache, von historischem Unrecht profitiert zu haben oder bereichert worden zu sein, zu Reparationspflichten? Beschränken sich die Pflichten der Begünstigten vergangenen Unrechts auf die Rückstellung des zu Unrecht erworbenen Vorteils? Sollten wir uns auf jenes Unrecht konzentrieren, das im Laufe der Zeit andauert, und darauf abzielen, "strukturelle Ungerechtigkeit" zu beseitigen, welches bis heute andauert? Erfordern indigene Perspektiven, dass wir uns dem Thema Gerechtigkeit rechtzeitig auf grundlegend andere Weise nähern? Welche andere Sprache könnte nützlich sein, um „Justice in Time“ zu konzeptualisieren?
Dieser Workshop ist Teil des Forschungsprojekts „Die Aufhebung historischen Unrechts und veränderte Umstände“. Das Projekt ist vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) gefördert.
Teilnehmende:
· David Heyd (Hebrew University of Jerusalem)
· Lukas Meyer (University of Graz)
· David Miller (Oxford University)
· Paulina Ochoa-Espejo (Haverford College)
· Jennifer Page (University of Zurich)
· Santiago Truccone-Borgogno (University of Graz)
· Timothy Waligore (Pace University)
· Daniel Weinstock (McGill University)